Mein Fernstudium

10
Dez
2005

Hausarbeit 2

Thema:
Warum braucht die Kirche immer wieder neue geistliche Bewegungen?
Nehmen Sie Stellung zu dieser Frage und skizzieren Sie einen geistlichen Neuaufbruch unserer Zeit.
Überlegen Sie, inwieweit dessen Struktur und Zielsetzung den Bedürfnissen unserer Zeit und der Botschaft des Evangeliums entsprechen.

1. Einleitung
Das Wassertröpflein
Tröpflein muß zur Erde fallen,
muß das zarte Blümlein netzen.
Muß mit Quellen weiterwallen,
muß das Fischlein auch ergötzen.
Muß im Bach die Mühle schlagen,
muß im Strom die Schiffe tragen.
Und wo wären die Meere
wenn nicht erst ein Tröpflein wäre.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Die neuen geistlichen Bewegungen in der Kirche kann ich gut in den Wassertropfen wiederfinden. Sie zeigen auf, dass eine ständige Erneuerung für den Fortbestand des Alten wichtig ist. Ein kleiner Anfang kann zu einer gros-sen Wirkung werden. Auch sehe ich hier deutlich, welche wesentliche Rolle ein erst unscheinbares Einzelelement spielt, wenn es in Verbindung mit dem Ganzen zu Kraft und Stärke kommt. So wie hier nicht ein Tropfen Wasser wichtiger ist als der andere, hängt doch das Leben im und am Bach von jedem einzelnen Tropfen ab.
Die neuen geistlichen Bewegungen spielen mittlerweile in der katholischen Kirche eine wesentliche Rolle. In den Mittelpunkt meiner Überlegungen stelle ich die Fokolarbewegung, im Besonderen ihre Bedeutung bei der Verkündigung des Evangeliums in der heutigen Zeit.
2. Neue geistliche Gemeinschaften in der Kirche
Auf ihrem Weg der Nachfolge Jesu Christi suchen Menschen zu allen Zeiten nach Vorbildern und Begleitern. Das religiös geprägte Leben, welches früher in christlichen Familien stattfand oder in den Pfarrgemeinden gefunden werden konnte, bekommt heute den Werteumbruch der Gesellschaft schmerzhaft zu spüren.
Die neuen geistlichen Gemeinschaften geben den Suchenden ein Zuhause, in dem sie, geführt vom Heiligen Geist, sich neu wieder auf das Evangelium, die Eucharistie und den Dienst am Nächsten besinnen lernen.
Es sind eine ganze Reihe verschiedener Bewegungen entstanden, die sich in ihren Aufgaben und Strukturen unterscheiden. Gemeinsam haben die Mitglieder aller Gemeinschaften die Entdeckung ihrer Berufung zum Christsein, die die Menschen mit der Taufe und Firmung als Auftrag bekommen haben. Das Besondere an ihnen ist, dass ihre Gründer fast immer Laien, oft auch Frauen sind.
2.1 Verschiedene Bewegungen
Auffallend ist, dass viele der neuen geistlichen Bewegungen in Europa entstanden sind. Einige sollen hier genannt werden:
1914 entstand die Schönstatt - Bewegung in Deutschland
1949 wurde auf Mallorca der erste Cursillo gehalten
1943 entstand die Fokolarbewegung in Italien
1953 entwickelten sich die Eheseminare des Marriage Encounter in Spanien
1954 wurde in Italien die Gemeinschaft "Cumunione e Liberazione"
1965 ging der neokatechumenale Weg von Spanien aus
Seit den 60er Jahren strömten einige charismatische Bewegungen aus Amerika nach Europa. Daraus entstand die Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche.
2.2 Das Laienapostolat
Das II. Vatikanische Konzil hat klar festgelegt, dass alle Christen im Rahmen ihrer Möglichkeiten dazu berufen sind, durch ihre Worte, Taten und vor allem durch ihr Leben das Reich Gottes zu verkünden. "Es besteht in der Kirche eine Verschiedenheit des Dienstes, aber eine Einheit in der Sendung." Ein Leben auf Christus hin, in dem sein Auftrag erfüllt wird, kann allerdings nur in christlicher Gemeinschaft gelingen. Das bedeutet, ein Leben mit und aus Christus. "Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht: denn ohne mich könnt ihr nichts tun."
Ebenso gehört die brüderliche Liebe untereinander zu einem glaubhaft christlichen Leben. "Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe zueinander habt."
Das Konzil spricht den Laien das Recht zu, "Vereinigungen zu gründen, zu leiten und den gegründeten beizutreten." Hiermit finden die geistlichen Bewegungen Anerkennung und Bedeutung für das Leben vieler suchender Christen gerade in der heutigen Zeit. Das Konzil sagt: "Die Laien sind besonders dazu berufen, die Kirche an jenen Stellen und in den Verhältnissen anwesend und wirksam zu machen, wo die Kirche nur durch sie das Salz der Erde werden kann." Dadurch werden die Gläubigen, die einer geistlichen Bewegung angehören, bestärkt und unterstützt, ihren eigenen Platz in der Kirche zu finden, von dem aus sie zur Verkündigung des Reiches Gottes in der Welt beitragen können und sollen. Sie werden dabei von vielen Gleichgesinnten auf ihrem Weg begleitet, mit denen sie in ihrer Gemeinschaft zusammen leben.
2.3 Die Fokolarbewegung
Gegründet wird die Bewegung von Chiara Lubich, die 1920 in Trient geboren wurde. Im Jahre 1943 entschließt sie sich in ihrer Heimatstadt zusammen mit einer Gruppe von sechs jungen Mädchen im Alter von 15 bis 23 Jahren dazu, ihr Leben für Gott einzusetzen, nachdem sie im Krieg erkannt haben, wie vergänglich alles Irdische ist. Während des Kriegsgeschehens - im Schutz eines Bunkers - lesen sie gemeinsam im Evangelium und entdecken so einen neuen Sinn in ihrem Leben.
Aus diesem neuen Leben entwickeln sich nach und nach wichtige Kernpunkte der Bewegung, die ich im Folgenden vorstelle.
2.3.1 Wichtige Inhalte der Fokolarbewegung
Gott ist Liebe
Chiara Lubich und ihre Gefährtinnen entdecken Gott als Ideal ihres Lebens. So entsteht am Anfang der Spiritualität der Gedanke "Gott – Liebe".
Diese Entdeckung lässt sie erkennen, dass ihr ganzes Leben, jeder Augenblick, jeder Gedanke, jede Tat im Zusammenhang mit dem Vater im Himmel steht, dessen geliebte Kinder sie sind.
Das Leben für die Freunde geben
Auf der ständigen Suche, den Willen Gottes zu entdecken, in allem, was von ihnen erwartet wird, finden sie im Evangelium das "Neue Gebot", "Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt." und "Es gibt keine grössere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt".
Sie teilen in diesem Sinne alle Schmerzen und Sorgen, die der Krieg mit sich bringt. Aber auch an ihren Freuden lassen sie die anderen teilhaben. "Dieses ständige Sich-in-den-anderen-Hineinversetzen hat unser geistiges Leben von Grund auf verändert." sagt Chiara Lubich heute.
Jesus in der Mitte
Eine andere wichtige Erfahrung wird ihnen in den Worten "Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." geschenkt. Sie entdecken eine unbeschreibliche Freude bei diesem Leben mit Jesus in ihrer Mitte. Er hilft ihnen, das Evangelium noch besser zu verstehen und in die Tat umzusetzen. Sie erkennen, dass Jesus unter ihnen ist, wann immer sie in seinem Namen, das bedeutet nach dem Willen Gottes, zusammen sind. Denn Jesus sagt: "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr! , wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt."
Den Willen Gottes erkennen sie in der gegenseitigen Liebe, besonders auch in dem Anliegen Jesu: "Alle sollen eins sein... damit die Welt glaubt."Ihnen wird klar, dass die Liebe die Grundlage des Evangeliums ist. "Denn wo die Liebe ist, da ist Gott." sagt die Gründerin.
Jesus der Verlassene
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Bewegung ist das Kreuz, an dem Jesus alles Leid der Welt auf sich genommen hat, um aus Liebe zu allen Menschen sein Leben zu geben und die Welt zu erlösen. In seinem Ruf: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" kommt zum Ausdruck, dass er sogar die Trennung der Menschheit, die sich durch die Sünde vom Vater entfernt hat, durchlebt und auf sich nimmt. Von diesem Augenblick an gibt es keinen Ort auf der Welt mehr, den Jesus nicht mit seiner Liebe erfüllt hat. Chiara Lubich sagt: "In der Liebe zu Jesus, dem Verlassenen findet der Christ das Motiv und die Kraft, sich nicht vom Leid und von der Uneinheit abzuwenden, sondern sie anzunehmen aus Liebe zu ihm, sie in sich aufzunehmen und so dieser Not entgegenzuwirken."
Der Heilige Geist
Vom Heiligen Geist fühlt sich die Bewegung von Anfang an auf ihrem Weg geführt. In seinem Licht gelingt es, das Wort Gottes zu entdecken und ins Leben umzusetzen. Wer das Evangelium nicht lebt, legt kein glaubhaftes Zeugnis von Christus ab, sagt Chiara Lubich.
Das Wort
Einen besonderen Platz nimmt auch das Wort Gottes im täglichen Leben der Mitglieder der Fokolarbewegung ein. Als: "Das Wort des Lebens", in weltweiter Auflage geschrieben, bekommen die Mitglieder jeden Monat einen Satz aus dem Evangelium mit exegetischem Kommentar von der Gründerin als Einladung, danach zu leben.
Die grossen und kleinen Erfahrungen, die sich aus diesem Leben ergeben, teilen sie untereinander, so wie sie auch ihre materiellen Güter teilen.
Die Eucharistie
Die Eucharistie steht auch im Mittelpunkt der Bewegung. Seit ihrem Beginn verspüren die katholischen Mitglieder das Verlangen, möglichst täglich zum Empfang der heiligen Kommunion zu gehen. Im Altarssakrament entsteht während jeder Heiligen Messe Gemeinschaft mit Gott und untereinander.
Maria
Eine ganz besondere Verehrung wird in der Bewegung Maria, der Mutter Jesu zuteil. Maria ist Haupt und Gründerin, des "Werkes Mariens". Unter diesem Namen wird die Spiritualität der Einheit kirchlich anerkannt. Die Bewegung macht sich zur Aufgabe, wie Maria Jesus den Menschen nahezu bringen. Gleichzeitig ist Maria für alle das grosse Vorbild christlichen Lebens.
Die Verantwortlichen der Kirche
Aus dem Satz "Wer euch hört, der hört mich" ergibt sich für die Angehörigen der Bewegung ein grosser Gehorsam gegenüber den Verantwortlichen der Kirche. Ständig stehen die Mitglieder in enger Verbindung mit Priestern, Bischöfen und auch mit dem Papst.
2.3.2 Verschiedene Gruppierungen innerhalb der Bewegung
Innerhalb der Bewegung gibt es unterschiedliche Berufungen. In verschiedenen Lebenssituationen ist es so möglich, durch ein Leben nach dem Evangelium Zeugnis für die Liebe Gottes zu dem Menschen zu geben.
2.3.2.1 Fokolare
Da sind zunächst die ehelos lebenden Fokolare, die nach Geschlechtern getrennt in kleinen Gemeinschaften zusammen wohnen.
Fokolare leben nach den "drei evangelischen Räten" (Armut, Keuschheit, Gehorsam). Sie haben "die Welt verlassen". Damit ist Ihre Heimat, ihre Familie und ihre Arbeit gemeint. Sie wohnen zusammen im Fokolar. Das Wort "Fokolar" bedeutet Feuerstelle/Familie.
An erster Stelle der hier Zusammenlebenden steht die gegenseitige Liebe, mit der Bereitschaft, für einander das Leben zu geben. Nur durch diese grenzenlose Liebe, die dem Willen Gottes entspricht, kann die Einheit entstehen, die das Ziel der Spiritualität ist.
Auch Verheiratete gehören zum Fokolar. Sie verlassen zwar ihre Familie nicht, nehmen aber an der geistigen und materiellen Gütergemeinschaft mit teil.
Auch sie haben dem Beispiel Jesu folgend, alles verlassen und sich auf den Weg der konkreten Nachfolge gemacht.
2.3.2.2 Freiwillige
Andere verlassen geistig alles, indem sie Gott an die erste Stelle ihres Lebens setzen und am Leben der Fokolare teilnehmen, sooft es ihnen möglich ist. Sie werden "Freiwillige" genannt. Durch ihr Leben in Familie und Berufsalltag versuchen sie den Geist des Evangeliums in den Alltag zu bringen. So hat sich durch ihr glaubhaftes Zeugnis in ihrem Umfeld in den letzten Jahren die "Bewegung für eine Neue Gesellschaft" gegründet.
2.3.2.3 Priester
Der Bewegung gehören etwa achttausend Priester an. Auch sie leben in kleinen Gemeinschaften. Viele von ihnen haben durch die Spiritualität entdeckt, dass das Evangelium nicht nur ein Verkündigungsauftrag für sie ist, sondern, wie bei allen anderen Mitgliedern gelebt werden muss.
2.3.2.4 Ordensleute
Auch in den verschiedenen Orden findet man Mitglieder der Fokolarbewegung. Sie verstehen im Geist der Bewegung ihre Berufung neu und ihren Gründer immer mehr durch das Licht des Evangeliums, das ihnen auch hilft, ihre Mitbrüder oder -schwestern mit anderen Augen zu sehen.
2.3.2.5 Jugendliche und Kinder
Im Jahr 1967 entstand die zweite Generation der Bewegung, die sich "Gen", das heisst "Neue Generation" nennt. Dazu gehören Zehntausende von Jugendlichen auf der ganzen Welt, die auf ihrer Suche nach einem Ideal Gott durch ein Leben nach dem Evangelium gefunden haben.
Seit 1971 werden die Kinder in der Bewegung als die "dritte Generation" bezeichnet.
2.4 Modellsiedlungen
Im Laufe der Zeit entstehen an vielen Orten auf der ganzen Welt Modellsiedlungen der Spiritualität der Einheit, in denen das Evangelium von allen Einwohnern ganz konkret gelebt wird. Die bekannteste dieser Siedlungen ist Loppiano. Es liegt südlich von Florenz. Hier werden auch alle Fokolare auf ihr zukünftiges Leben vorbereitet. An diesem Ort kann man ahnen, wie die Welt sein könnte, wenn alle Menschen in dem Wissen leben würden, geliebte Kinder des einen Vaters im Himmel zu sein.
2.5 Ökumene
In Ottmaring, nahe Augsburg, entstand ein gemeinsames Zentrum für evangelische und katholische Christen. Daraus entwickelt sich im Laufe der Jahre eine Siedlung, in der Menschen aus allen christlichen Religionen ihren Platz in der Bewegung finden.
Dabei steht nicht so sehr das im Mittelpunkt, was die Trennung bewirkt, sondern der, der die einzelnen Religionen vereint: Jesus Christus. In seinem Namen zusammenzuleben bedeutet, in gegenseitiger Liebe zu bleiben. Das ist es, was die Christen aller Religionen verbindet und was die Welt verändern kann.
Die Bewegung, die inzwischen auf der ganzen Welt zu finden ist, steht auch in gutem Kontakt mit vielen Anhängern nichtchristlicher Religionen wie den Shintuisten, den Buddhisten, den Hinduisten und auch den Moslems.
3. Was hat die Fokolarbewegung mit dem Evangelium zu tun?
3.1 Antwort auf die Sehnsucht der Menschen
Chiara Lubich sagt: "Unsere Spiritualität ist das Evangelium."
Das grosse Ziel der Bewegung ist die Einheit aller Menschen mit Gott und untereinander. Diese führt zu einem Leben in Frieden und Freiheit, nach dem die Welt sich seit jeher sehnt.
3.2 Das Anliegen Jesu
Für diese Einheit ist Jesus am Kreuz gestorben, da sie ihm so wichtig ist. Die gesamte Geschichte von Gott mit den Menschen ist ein Hinweis darauf, dass er Gemeinschaft mit ihnen will. Um das deutlich zu machen, ist er sogar selbst Mensch geworden. Gott ist so gross, dass er es sich leisten kann, sich in die Hände der Menschen zu begeben. Er lässt die Kreuzigung geschehen. Er erniedrigt sich bis in den Tod. Damit beginnt ein neuer Weg Gottes mit den Menschen.
Die Kirche selbst nennt sich "Sakrament der Einheit". Im Altarssakrament will sich Jesus uns immer wieder neu hingeben, weil nur durch ihn diese Einheit möglich wird. Er schenkt sie uns, wenn wir uns auf ein Leben nach dem Evangelium einlassen.
3.3 Einheit der Religionen
Auch das Zusammenwachsen der verschiedenen christlichen Religionen war nie so aktuell wie in diesen Tagen. In der Fokolarbewegung ist die Ökumene, wie oben aufgeführt, einer der wichtigen Punkte. Die Pfarrbewegung, ein Teil der Gemeinschaft, die um geschwisterliches Zusammenleben in den Gemeinden bemüht ist, kann auch dabei hilfreich sein.
Die Gründerin weist auf die gemeinsame Taufe hin, die uns mit den Christen anderer Konfessionen verbindet. Sie erklärt in einer Rede an Mitglieder der Pfarrbewegung, dass "Jesus der Verlassene" alle Trennungen durchlebt hat, um so die Einheit zwischen Gott und den Menschen untereinander wieder zu gewinnen. Sie ruft dazu auf, daran zu arbeiten, dass diese Einheit unter den Christen entstehen kann.
3.4 Laien in der Verkündigung
Maria, die als erste Christin und Laiin, gestärkt durch den Heiligen Geist, Jesus auf dem Weg zu den Menschen begleitete, gilt auch als Mutter und grosses Vorbild für die Angehörigen der Fokolarbewegung.
Sie war mit den Aposteln zusammen eine Stütze für die entstehende Kirche, wie Chiara Lubich es ausdrückt. Dabei wird die wichtige Rolle der Laien in der Kirche deutlich.
Ein Leben aus dem Glauben an das Evangelium wird zum Zeugnis der Liebe Gottes zu dem Menschen. Das bewirkt oft mehr, als eine gut formulierte Predigt. Denn nur wenn die Liebe, von der soviel geredet wird, auch im Leben Wirklichkeit ist, kann sie überzeugen. Das ist die grosse Chance der Laien, die durch ein Leben nach dem Evangelium Jesus im Alltag den Mitmenschen näherbringen können. Dadurch finden immer wieder viele "Fernstehende" auf den Weg zum Vater zurück.
Die Aussage, dass Gott Liebe ist, wie Chiara Lubich am Beginn ihrer neuen Beziehung zu ihm entdeckt hat, führt jeden, der sich auch davon berühren lässt, zu einem Leben nach dem Evangelium. Das beinhaltet die Nächstenliebe ebenso wie die Liebe zu Gott. Das hat die Gründerin in den Jahren des Bestehens der Fokolarbewegung immer wieder feststellen können.
4. Abschlussgedanken
4.1 Volk Gottes auf dem Weg
Kirche heisst: "Volk Gottes unterwegs". Das wird auch deutlich in dem Satz aus dem Hochgebet "Beschütze deine Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit". Die Kirche, die ja aus allen Gläubigen besteht, die in unterschiedlichen Zeiten auf verschiedene Anliegen treffen, darf weder stehenbleiben, noch darf sie verhindern, dass manches erneuert werden muss. Dabei können die neuen geistlichen Bewegungen hilfreich sein. Sie entstehen in aktuellen Situationen, die zum Anlass werden, den Blick der Kirche auf das Zeitgeschehen zu lenken.
4.2 Begleitung der geistlichen Gemeinschaften
Da die neuen geistlichen Gemeinschaften überregional verteilt sind, haben sie den Blick über die Pfarrgemeinden hinaus auf das Anliegen der ganzen Kirche überall in der Welt.
In den Gemeinschaften, in denen das Evangelium zum Inhalt des täglichen Lebens wird, machen viele Angehörige tiefe Glaubenserfahrungen. Aus denen schöpfen sie dann Kraft, um das Reich Gottes glaubhaft zu verkünden. Die neu gewonnene Freude am Glauben und die damit verbundene Treue zu den Verantwortlichen in der Kirche können dazu beitragen, dass die Bewegungen "wie das Wassertröpflein" (siehe 1.) Frische in die Kirche bringen.
Das alles kann aber nur geschehen, wenn Christen sich mit allen Konsequenzen auf ein Leben nach dem Evangelium einlassen. Das bedeutet für den einzelnen ganz konkret, Jesus nachzufolgen bis zum Kreuz. Freude und Leid im Leben annehmen und in allem den Willen des Vaters zu entdecken, das gelingt nicht allein. Die geistlichen Gemeinschaften bieten dabei vielen Suchenden ihre Begleitung an.
4.3 Ein Weg in der Kirche
Jede der geistlichen Gemeinschaften ist ein spezieller Weg innerhalb der Kirche.
So wie der Heilige Geist verschiedene Charismen auf viele Menschen verteilt, sucht sich jeder Christ den für ihn spezifischen Weg. Alle haben den einen Auftrag, die Botschaft von Gottes Reich glaubhaft zu verkünden. Jeder tut dieses im Rahmen seiner Fähigkeiten. Dabei können die verschiedenen kirchlichen Bewegungen Begleiter sein. Jede einzelne Bewegung zeigt einen anderen wichtigen Aspekt aus dem Evangelium.
Wichtig ist dabei, dass die Mitglieder sich immer an dem Wort Gottes orientieren und nicht ihren Gründer in den Mittelpunkt stellen.
Die Angehörigen der einzelnen Bewegungen dürfen sich auch nicht von den Gemeinden abkapseln und sich als die "besseren" Christen fühlen. Sie können durch ihre Begeisterung am Glauben viele Menschen auf den Weg zum Vater im Himmel bringen, wenn sie sich anderen öffnen. Denn nur aus dem gelungenen Miteinander wächst ein glaubhaftes Zeugnis der Liebe Gottes zu den Menschen.
4.4. Das Evangelium – der Weg für alle
Schon die Bezeichnung "Neuevangelisierung", die oft im Zusammenhang mit den neuen geistlichen Bewegungen gebraucht wird, macht das Anliegen der Gemeinschaften deutlich. Es geht ihnen um ein "Verständlichmachen" der Botschaft Jesu für die Menschen in der heutigen Zeit.
Die Inhalte der Fokolare (siehe 2.3.1) sind durch ein Leben nach dem Evangelium entstanden. Auf die Erkenntnis, dass Gott Liebe ist, kann die Antwort der Betroffenen nur ein Leben nach seinem Willen sein.
Dieses führt direkt zur Nächstenliebe.
Es hat auch zur Folge, dass Jesus gemäß seinem Versprechen, "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen", in ihrer Mitte ist.
Ein Leben mit ihm beinhaltet aber immer auch das Kreuz. Der Blick auf den für die Menschen leidenden Jesus in seiner Verlassenheit, lässt seine übergrosse Liebe zu allen aufleuchten. Besonders in der Fokolarbewegung schöpfen die Gläubigen daraus die Kraft, ihr Leid anzunehmen.
Dieses konkrete Leben nach dem Evangelium, bei dem das Wort Gottes den einzelnen ihren Weg zeigt, erzeugt Freude und Begeisterung, wie nur der Heilige Geist sie zu schenken vermag.
Daraus wächst die Sehnsucht nach der Teilnahme am Altarssakrament und lässt als Ergebnis tiefe Gemeinschaft mit Jesus und untereinander entstehen.
Maria wird von den Fokolaren als Mutter und eigentliche Gründerin des Werkes verehrt. Sie ist zugleich Vorbild für alle und zeigt, wie wichtig Laien zur Stütze in der Kirche sind.
Aus diesem intensiven Leben ergibt sich für die Mitglieder der Bewegung auch der Gehorsam gegenüber den Verantwortlichen in der Kirche, die sie ganz klar als Vertreter Christi sehen.
Gerade in der heutigen Zeit, in der das Zusammenleben der Menschheit durch viele Grenzöffnungen nach neuen Wegen sucht, kann diese Sichtweise des Lebens als geliebte Kinder des einen Vaters Vorbild eines friedlichen Miteinanders werden.
Jesus, der uns das Versprechen gegeben hat: "Seid gewiss: Ich bleibe bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt." wird immer mit uns auf dem Weg sein, solange wir nach seinem Wort leben.
Ein Wort von Karl Rahner aus seinem Beitrag "Die Kirche als Ort der Geistsendung" fasst meine Gedanken passend zusammen.
"Nur wer kirchlich und selbständig,
demütig und wagemütig,
gehorsam und um eigene Verantwortung wissend,
ein Beter und Täter ist,
der Vergangenheit und der Zukunft der Kirche verbunden ist,
nur der schafft Raum,
dass Gottes stürmender Pfingstgeist,
der ewig alte und ewig junge, in ihm wirkt,
das Angesicht seiner eigenen Seele erneuert,
sich seiner bedient,
um auch die Erde zu wandeln."
(Karl Rahner)
Literaturverzeichnis
Lehrbrief GK 22
Lehrbrief AK 8
Betz,Regina. Chiara Lubich, Gespräche mit der Gründerin der Fokolarbewegung.Verlag Neue Stadt1988
Zambonini, Franca. Chiara Lubich Die Welt wird Eins.
Verlag Neue Stadt 1991
Die Bibel, Einheitsübersetzung
Rahner, Karl Herbert Vorgrimler. Kleines Konzilskompendium
Herderbücherei 1966
Tigges, Marianne. "Geistliche Gemeinschaften und Bewegungen in der Kirche"
http://www.medjugorje.hr/Tigges%201998%20Njem.htm
( 26.02.2003)
Messbuch 98, Verlag Butzen & Bercker Kevelaer 1997
Rahner, Karl Schriften zur Theologie, Band VII, 187, Einsiedeln/Zürich/Köln, 2.
Aufl. 1971

Schriftliche Prüfung

Thema:
Warum und mit welchen Argumenten nimmt Paulus zur Geistbegabung in Korinth kritisch Stellung?
Paulus erfährt in einem offiziellen Gemeindebrief von den Problemen seiner Gemeinde in Korinth. Er sieht in ihr die lebendige Kirche Gottes und nennt sie auch "Tempel Gottes". Für Paulus wird das "Wort vom Kreuz" als Norm für die Gemeinde, die aus der Liebe des für uns gestorbenen und auferstandenen Jesus leben soll. An der Tatsache, dass Jesus am Kreuz gestorben ist, zeigt Paulus auf, dass Jesus auf der Seite der Schwachen steht. Wer also die schwächeren Gemeindeglieder nicht achtet, handelt gegen die Liebe Jesu am Kreuz. Denn: Alle haben gesündigt und alle sind allein durch den Glauben an Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, gerettet worden. Durch Jesu Tod am Kreuz entstand eine neue Einheit in der Gemeinde, die sich vor allem in der Mahlgemeinschaft zeigte. Hierbei werden alle durch das Wirken des Heiligen Geistes zu Einem Leib, dem Leib Christi. Dabei ist es nicht wichtig, was der einzelne zum Wohl der Gemeinde kann, denn jeder hat seine Aufgabe, die er im alltäglichen Leben der Gemeinde erledigen kann. Die Geistbegabten müssen sich, wie alle anderen auch, im Hier und Jetzt bewähren , also im Zusammenleben mit den Gemeindegliedern und dürfen sich nicht schon im Jenseits zuhause fühlen. Die Vollendung hat zwar durch Jesu Tod und Auferstehung schon begonnen, aber ist bis jetzt nicht vollendet, da nur Jesus auferstanden ist. Alle anderen müssen noch auf ihre Auferweckung am Jüngsten Tag warten. In dieser Hoffnung soll die Gemeinde im Glauben an Jesus Christus und getragen von der Liebe untereinander, leben. Paulus selbst gibt als Vorsteher ein Beispiel. Auch er zählt sich zu den Schwachen, die ohne grosse Geistesgaben berufen wurden. Obwohl er als ausgebildeter Rabbi und in der pharisäischen Lehre ein ganz anderes Leben im Glauben führte, liess Gott ihm Jesus erscheinen, damit er Apostel wurde. Seine Umkehr, seine Bekehrung liess ihn zu einem "Neuen Menschen" werden. Er spricht davon, dass er sich nun nicht mehr sich selbst lebe, sondern "Christus in mir". Auch Paulus lässt sich so in der Liebe, die alles trägt, niemanden unterdrückt, als Vorsteher der Gemeinde von der Hoffnung tragen, dass das Reich Gottes im Kommen ist. Er zwingt seiner Gemeinde keine Entscheidungen auf, sondern ringt um die Einheit bei Problemlösungen. Da Gott jeden so annimmt, wie er iat, hat jeder Mensch seine Würde. Die macht ihn fähig, gestärkt durch den Heiligen Geist, durch die Charismen, die er vielfältig verteilt, in der Gemeinde mitzuwirken. So kann der "Eine Leib" mit vielen Gliedern zum Zeugnis der Liebe Gottes für die Menschen werden. Wichtig ist für Paulus dabei, dass Jesus Christus die Mitte die Verkündigung bleibt., mit dem Leben, dass er für uns am Kreuz verschenkt um uns, ohne unser Zutun zu retten. Das Kreuz Christi im Blick und ein Leben aus Glaube, Hoffnung und Liebe, so wünscht sich Paulus seine Gemeinde.
"Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn"
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