2
Jun
2006

Toleranz

heute hatte ich beim Religionsunterricht wieder ein kleines Problem.
Meine Mentorin, bei der ich heute "nur" hospitierte, begann die Stunde mit einem Gebet. Dabei forderte sie die Kinder auf ein Kreuzzeichen zu machen.
Das war unserer kleinen Jüdin sichtlich unangenehm. Ich bin nun schon die ganze Zeit am Überlegen, ob dieses typisch katholische Ritual so im Unterricht auftauchen sollte.
Dass darüber gesprochen wird, ist klar. Doch wenn ich Schüler anderer Religionen teilnehmen lasse, muss ich dann nicht auch Rücksicht auf sie nehmen?
Ich umgehe das Ganze, indem ich am Anfang statt zu beten mit den Kindern ein Lied singe, was mir für die Schule auch besser gefällt. Geistliche Lieder sind auch Gebete, aber sie regen oft zu Bewegung an und die Kleinen müssen nicht stillstehen.
Wenn nur katholisch Schüler in der Klasse sind, kann man sicher ab und zu auch mal ein Gebet sprechen, aber das jüdische Mädchen tat mir richtig leid heute.

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Lilli2412 - 2. Juni, 18:55

Ohje,

was hat die arme Kleine dann gemacht?
Ich hab in solchen Situationen ja immer gar nichts gemacht (bin ev.), habe allerdings mal in einem katholischen KiGa ein Jahrespraktikum gemacht und hatte da schon des Öfteren das Gefühl, dass ich von den Erwachsenen komisch angeguckt werde, wenn ich das nicht mache.

Lilli2412 - 2. Juni, 18:57

Muss das Kreuzzeichen denn unbedingt gemacht werden? (sorry, ist vermutlich eine blöde Frage, aber ich als Nichtkatholikin kenne mich da nicht aus )

sandhexe - 2. Juni, 19:36

nein

es ist natürlich nicht zwingend, obwohl ich als Katholikin das Kreuzzeichen nicht missen möchte. Wenn man es natürlich nur als Satz aufsagt und ein Zeichen ohne darüber nachzudenken sieht, kann man es auch lassen. Für mich bedeutet es den leicht meditativen Einstieg in das Gebet.
In die Kirche gehört es für mich daher mit hienein. Ich frage mich nur, ob es im Religionsunterricht nötig ist, vor allem, wenn eine Jüdin daran teilnimmt.
Ich würde es den Kindern zwar zeigen und auch erklären, es aber nicht von allen machen lassen. Aber das ist wie so vieles auch eine Ansichtssache.
Wenn dich Leute merkwürdig angesehen haben, weil Du keins gemacht hast, dann haben sie in diesem Moment aber auch nicht wirklich gebetet, sonst wäre es ihnen gar nicht aufgefallen ;-)
Lilli2412 - 2. Juni, 19:43

Da hast du vermutllich insbesondere auch mit deinem letzten Satz sehr Recht.
;-)
Karl (Gast) - 2. Juni, 20:33

Wieso nehmen denn bei euch Juden am Unterricht teil? Wieso gibt es keine Ersatzkurse?

Ich bin generell der Meinung, dass Religion in der Schule nichts zu suchen hat. Über die eigene Religion sollten Kinder in ihren Glaubensgemeinschaften unterrichtet werden, dort kann man dann auch beten. Schulen sind staatliche Einrichtungen (zumindest die meisten) und da haben Religionen nichts verloren. Ich befürworte einen einheitlichen, religionsübergreifenden Ethikunterrricht, damit können dann sowohl Christen, als auch Juden, Muslime und Ungläubige etwas anfangen und kein Kind steht wegen der Zugehörigkeit zu irgendeiner Religion im Abeits.

Gruß, Karl

sandhexe - 2. Juni, 21:48

ich kann dich beruhigen

es gibt auch die Ethikkurse an den Schulen. Das jüdische Mädchen nimmt am katholischen Religionsunterricht teil, weil es verhindern will, als Jüdin erkannt zu werden. Es wurde wegen seiner Religion an einer anderen Schule so geärgert, dass es einen Schulwechsel gab. Nun möchte sie bei uns untertauchen. Sie hat es mir heimlich erzählt, damit die anderen Kinder es nicht mitbekommen....
Karl (Gast) - 3. Juni, 08:46

Guten Morgen,

Um eben diese Situationen zu verhindern bin ich der Meinung, dass Religionen grundsätzlich nichts an staatlichen Schulen verloren haben. Christliche Kinder werden mit ihrer Religion sicherlich genügend im Kommunionsunterricht vertraut, ausserdem werden bestimmt Kindergruppe in kirchlichen Gemeinden organisiert. Ich bin der Meinung, dass die Religionsgemeinschaften ihren Kindern ausserhalb der Schule religiöse Erziehung und Orientierung anbieten sollten.

Es wäre doch möglich in der Schule religiösen Unterricht abzuschaffen und dafür ein für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtendes Fach Ethik einzuführen. Ein solches Fach wäre dann religionsübergreifend, es ginge dann eben vorwiegend um Themen wie Menschlichkeit, Moral, sozialen Umgang und so weiter, damit kann jeder etwas anfangen, egal welchen Glaubens.

Würde man es so regeln, dann gäbe es keine Probleme wie im Fall der Jüdin und die christlichen Kinder könnten am Nachmittag immernoch über ihren Glauben lernen. Was hälst du von diesem Modell?

Die Jüdin hat doch garkeinen Ausweg. Sie hat Angst aufzufliegen und gehänselt zu werden, deswegen muss sie im Unterricht permanent ihren eigenen Glauben verleugnen, was auch nicht wesentlich angenehmer sein dürfte.
schlafmuetze (Gast) - 4. Juni, 22:36

Ich habe gar nicht den Eindruck, dass der Religionsunterricht das Problem ist....

...sondern die Tatsache, das das Kind gehänselt wird, weil sie Jüdin ist.
Da muß man sich natürlich fragen, warum die Mitschüler Juden auslachen ???
Ich dachte, das dritte R e i c h sei Geschichte.
Es ist schon wirklich traurig, dass nie eine Lösung gefunden wird, die Toleranz vermittelt....das es nicht möglich ist, offen zu sagen: Ich bin jüdin, Katholikin, Muslimin oder sonstwas.
Religion sollte nix sein, dessen man sich schämen müßte.
Wann diese Zeiten wohl entgültig vorbei sind?
Ich frage mich aber auch, ob das Mädchen wirklich schlimm darunter leidet, wenn es sich bekreuzigt ??? Ich frage mich allerdings auch, warum sie es tun sollte.

Einmal mehr frage ich mich, in was für einer Welt wir eigentlich leben und wann wir selber anfangen wollen, sie zu ändern.
Liebe Grüße
Karl (Gast) - 7. Juni, 23:03

Das ist ein "normales" Verhalten von Kindern. Wer anders ist wird ausgegrenzt oder ausgelacht, das war schon zu meiner Schulzeit so. Gehänselt werden auch "Brillenschlangen" oder auch Dicke, genauso wie entstellte Menschen von Kindern gehänselt werden. Nicht umsonst sagt man "Kinder sind grausam", sie nehmen eben kein Blatt vor den Mund auf Pietät.

Wer mir erzählen will, bei 6, 7, 8jährigen Kindern gäbe es latenten Antisemitismus, der hat vermutlich zu heiss gebadet. Kaum ein Kind in dem Alter weiss, was ein Jude überhaupt ist. Aber jemand ist Jude, er ist anders, also wird er gehänselt, die übliche Nummer eben. Dieses Hänseln kann man nicht ansatzweise mit Antisemitismus vergleichen.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass jedwede Religion nichts in Schulen verloren haben. Jeder Mensch kann sich religiös in seiner Freizeit schulen lassen von den Gemeinden. Schulen sind staatliche Einrichtungen und der Staat hat seine Säkularität zu wahren.
lützow (Gast) - 3. Juni, 10:22

ihr könnt ja mal einen klassenreise nach israel machen. oder nach auschwitz.
gruß lützow

Karl (Gast) - 3. Juni, 10:47

Nach Israel? Wer soll denn das bezahlen?
Kinder unter 14 Jahren sollten Auschwitz nicht besuchen, zumindest wird das von der Gedenkstätte selbst so empfohlen und das finde ich auch richtig so.

Abgesehen davon würde aber beides nicht die Probleme von religiösen Minderheiten in Schulen lösen.
DonataFrank - 5. Juni, 14:32

Toleranz...

ich bin der meinung, dass die Religionen hierzulande zu sehr jede ein kreis für sich ist.

Nu ich bin als katholikin unter Evangelen, Juden, Griechisch Orthodoxen aufgewachsen.

Jedes Mal wenn die eine Kirche ihre Feiertage feierte waren ALLE eingeladen.
Es gab orthodoxen die zu uns in die Kirche kamen, als wir Kommunionunterricht hatten nur um "zuzuschauen". Ich war in der orthodoxen Kirche oft, weil es gab Hochzeiten oder Taufen wo wir eingeladen waren. ich war oft in der evangelischen Kirche, einfach so weil wir als Kinder oder Jugendliche immer irgendwohin gingen.
Und keiner sagte was. Die Politik tolerierte die Kirchen nur so nebenbei und beschränkte sie auf alles.
Auf wallfahrten egal zu welchen christlichen klostern war ich immer irgendo dabei.
Du hast dem mädchen nur gezeigt wie es bei uns christen ist, nicht mehr nicht weniger. Es bleibt nur ihm selbst überlassen und den Eltern wie sie es annehmen.
A bisserl Aufklärung schadet den hiesigen Kirchen nicht. Heißt noch lange nicht dass man zum FAN werden muss
Das ist Toleranz
man fragt doch nicht den nachbarn welches kleid man anziehen darf und welches nicht.
So ist es auch mit der religion
Und wir wundern uns wieso es so viel Unverständnis gibt.
Gruß Donata

2b - 7. Juni, 19:24

Was für eine Meinung hast Du dazu?

Thema: ... und die STASI lebt ...
Thema: ... und die STASI lebt ...
Anonymer User
-

Einträge: 0
« on:



11.04.2006 09:25 11.04.2006 09:25»
Antwort mit Zitat

... so scheint es zumindest, wenn man nachfolgende Nachricht liest. Da sind die Genossen offenbar gern auch überparteilich aktiv.


---Ursprüngliche Nachricht---
From: "WASG Bitterfeld-Wittenberg"
To: ...

Subject: Videoaufzeichnungen

An die Mitglieder, die es interessiert und mit mir Protest hierzu einlegen. Mein Verteiler ist klein, habe keine Bedenken zur Weitergabe.

Ich erinnere an unseren Landesparteitag vom 21.01.06 und die Diskussionen um die Videoaufzeichnung hierbei. Wurde uns da nicht mitgeteilt, dass man es nur für protokollarische Zwecke benötigt?

Entgegen aller Datenschutzrechtlichen Auflagen und Gesetze sind Aufzeichnungen vom Parteitag an Mitglieder weitergereicht und werden ausgewertet. Durch die Diskussionen hierbei gehe ich davon aus, dass es sich nicht um das ges. Material handeln kann, sondern nur um Ausschnitte, von einzelnen Videosequenzen.

Ich sehe Verletzungen des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte.

Ich fordere eine Klärung und politische Konsequenzen der Verantwortlichen.

Bärbel Hortig

WASG Kreisverband Bitterfeld-Wittenberg
Vorsitzende: Bärbel Hortig
Hallesche Str. 28
06749 Bitterfeld
Fon.: 03493 61035
E-Mail: wasg-btf-wb@web.de

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